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"Wütendes Gemüse“:
Eine kleine Galerie von japanischen Anti-Atom-Postern

Bearbeitet von Jessica Alexander und Julia Kühn (Japanologie Frankfurt)



脱原発
(Datsugenpatsu) – „Abschaffung von Atomkraftwerken“

Unter diesem Slogan starteten die Betreiber der Internetseite nonukeart.org nach dem Erdbeben, dem anschließenden Tsunami und der so ausgelösten Atomkatastrophe von Fukushima im März 2011 einen Wettbewerb für Anti-Atomkraft-Poster. Jeder, egal ob aus  Japan oder aus dem Ausland, kann mitmachen, der Kreativität freien Lauf lassen und sein Poster auf der Seite hochladen. So sind, durch die Initiative des Energy-Shift Team of Citizen Media RÉALISER bis heute hunderte von Postern veröffentlicht worden. Einige dieser und weiterer Werke sollen hier übersetzt und kommentiert werden.



„Lasst uns unsere Hoffnung auf eine strahlende Zukunft setzen!“

Die fröhlichen Kinder auf diesem Poster sind sich der Gefahr, die unter ihnen in der Erde lauert, noch gar nicht bewusst: „schlafender“ Atommüll. Die Betonung liegt hier auf „schlafend“. Denn dieser Müll wird das ganze Leben der Kinder über eine Gefahr darstellen.



„Mit der Radioaktivität in Frieden und Eintracht, nicht wahr?“

Dieses Mädchen erhebt ermahnend den Zeigefinger. Natürlich ist ihre Aussage, mit der Radioaktivität in Harmonie leben zu können, ironisch gemeint.



„Deutschland folgen! Fukushima. Japan. Asia. World.“

Wie die Tiere des deutschen Märchens „Die Bremer Stadtmusikanten“ einander folgen, so sollten Fukushima, Japan, Asien und die ganze Welt auch jemanden folgen: dem deutschen Beispiel des Vorhabens zum Atom-Ausstieg.



„Bis zu 20 Millisievert aushalten!“

Der japanische Minister für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie, Takaki Yoshiaki, bestimmte, dass Schulkinder am Rand der Evakuierungszone rund um Fukushima bis zu 20 Millisievert atomarer Strahlung pro Jahr ausgesetzt werden können. Zuvor lag der normale Durchschnitt bei 1 Millisievert pro Jahr. Erst durch den von Eltern und sich ihnen anschließenden Doktoren und Umweltorganisationen verursachten Druck gaben Takaki und sein Ministerium nach und nahmen die Regelung zurück. Der neue Wert liegt nun wieder bei 1msv/Jahr.

Auf diesem Poster wird auf diese Kontroverse angespielt. Hier schließt Takaki Schulkinder um das Atomkraftwerk von Fukushima unter einer Kuppel ein, während er sich selbst geschützt außerhalb des Glases befindet.



„Ich will noch länger mit meinen Freund / der Strahlung spielen.“

Die tödliche Strahlung greift gerade zu nach den Kindern. Während der kleinere Junge noch fröhlich spielt, merkt der größere bereits, dass sie sich in Gefahr befinden.



„Lasst uns eine Zukunft für die Kinder wählen!“

Zur Wahl stehen hier zwei Möglichkeiten. Entweder die Energiegewinnung durch natürliche Ressourcen, oder die durch Atomkraft. Je nach Wahl wird die Zukunft entschieden: eine glückliche, gesunde Erde, oder eine kranke Erde, die letztlich sterben wird.



„Auch meine elektrische Energie will ich mir selbst aussuchen!“

Die Wahl wird bereits in der Aussage selbst durch ein Wortspiel getroffen: taiyô bedeutet sowohl wollen, als auch Sonne. Das Poster plädiert also zur Nutzung von Solarenergie. Darauf weist natürlich auch das Bild der Sonne hin.



„Darf ich?“

Diese Frau möchte sich gerne der Atomkraft (verkörpert durch ihre Kleidung) entledigen, und blickt den Betrachter dabei verführerisch an.



„Atomkraft? Abgelehnt!“

Dies ist natürlich die japanische Version von unserem deutschen „ATOMKRAFT? NEIN DANKE“. 1975 von einer 22-jährigen dänischen Studentin erfunden, verbreitete es sich in den folgenden Jahren rasend über die ganze Welt. Ziele der Erfinderin waren der freundliche Umgang miteinander, eine alternative Energie zur Atomkraft zu propagieren, und ein Logo mit Widererkennungsfaktor zu kreieren.



„Atomkraft – zu gefährlich!! Macht natürliche Energie!“

Hier setzt sich wütendes Gemüse zur Nutzung von natürlicher Energie ein, da es die Atomkraft zu gefährlich findet. Durch zwei Wortspiele ist dieses Poster besonders interessant: das Wort nasu (Aubergine) ist in das Wort japanische Wort für gefährlich integriert und farblich markiert. Und das japanische Wort yasai (Gemüse) tönt für das japanische Wort für machen durch das Megafon der Tomate.



„Hoffnung“

Dieses Poster ist sehr symbolreich. Das Bild dominierend wird das Symbol für Atomkraft so verzerrt, dass es dem berühmten Gemälde „Der Schrei“ von Edward Munch gleicht. Verdeutlicht durch das Stopschild neben dem Kühlturm des Kraftwerks, soll zum sofortigen Stop der Atomkraft aufgerufen werden. Das O des englischen Wortes Hope bildet die Sonne der japanischen Flagge und auf ihr befindet sich ein Ast mit den für Japan charakteristischen Kirschblüten (sakura), ein Symbol für Vergänglichkeit. Untermalt wird dies durch eine Anti-Atom-Demonstration einfacher Bürger.


        

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