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"Der Unsichtbare Reaktor" - Zur Premiere | 27.05.2022 |
Am Samstag den 21. Mai war im Staatstheater Nürnberg / Schauspielhaus die Uraufführung des Stückes „Der Unsichtbare Reaktor“ zu sehen. Dabei handelt es sich um eine Co-Produktion vom Regisseur Jan-Christoph Gockel (*1982) und dem Autor Nis-Momme Stockmann (*1981), der selbst mehrfach in das Katastrophengebiet um das AKW Fukushima Daiichi reiste. Wie im Titel angedeutet stellt das Stück die bühnentechnisch bis philosophisch herausfordernde Frage nach Darstellungsmöglichkeiten von Strahlenkatastrophen, und allgemeiner nach Deutung und Erinnerung von Großereignissen im öffentlichen Diskurs. Ein weiteres Erinnerungsnarrativ aussparend setzt das Duo Gockel/Stockmann auf eine Collage, die in mehreren Erzähl- und Deutungsebenen Videoaufnahme, Schauspiel und Monolog vereint. Erzählt wird auch über das äußere Erscheinungsbild der Personen auf der Bühne. Sie wirken durch ihre stereotype Kleidung und Perücken weniger wie Menschen, sondern vielmehr wie Puppen. Auch die Figur des „Nis“ (als Alter Ego des Schriftstellers) tritt zersplittert auf – in kindischer, selbstreflektierter, überzeichneter und ironischer Pose. Vier Schauspieler teilen sich die Aufgabe, als „Nis“ den Schaffensprozess des Stückes zu rekapitulieren. Ein natürliches Erscheinungsbild haben hingegen nur die japanischen Akteure – zweidimensional zugeschaltet per Video. Die Fragen nach authentischer, menschlicher Erfahrung zwischen den Kulturen münden mitunter in Absurdität: Bedingt durch die Einreisebeschränkungen der letzten zwei Jahre engagierte Stockmann für seine letzte Japanreise den Schauspieler Ishii Yûichi, um als weiterer „Nis“ noch einmal durch Fukushima zu reisen (Thematik Leihmensch/rentaru ningen). Nicht zuletzt der optische Kontrast zwischen dem bodenständigen Nis und dem Rollkragenpulli tragenden „Nis“ wird mehrfach kommentiert und wagt die Zusammenführung von Katastrophe und Komik. Eine prominente Rolle im Stück nimmt – per Videobotschaft und Gedicht – der jüngst verstorbene Anti-Atom Lyriker Wakamatsu Jôtarô (1935-2021) ein. Zum Hintergrund: Seine Frau Wakamatsu Yôko führte Stockmann im Auftrag der Minamisôma International Association 2012-2016 mehrfach durch Fukushima. Die Relevanz einer literarischen „Prophetie“ der japanischen Atomkatastrophe im Kontext öffentlicher Verhandlungen des Atomaren hätte dabei weiter herausgestellt werden können, brachte sie doch eine wertvolle regionale und aktivistische Perspektive ein. Insgesamt bietet der „Unsichtbare Reaktor“ zwar für ein japanologisches Publikum wenig Neues, liefert jedoch einen intelligenten, pointierten und aktuellen Ansatz auf eben diese Unsichtbarkeit sowie auf künstlerisches Schaffen im Zeichen medial inszenierter Katastrophen. Das Stück ist bis zum 9. Juli in acht weiteren Aufführungen im Staatstheater Nürnberg zu sehen. Link: https://www.staatstheater-nuernberg.de/spielplan-21-22/der-unsichtbare-reaktor-ua/21-05-2022/1930 |
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Konferenz "Hiroshima – Nagasaki – Fukushima – Articulations of the Nuclear. The Case of Japan" (Universität Köln, 19.-21.5.2022) | 18.05.2022 |
Vorträge
Die Konferenz findet online auf ZOOM statt. Nähere Informationen sowie das vollständige Tagungsprogramm finden sich unter: |
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Globale gesundheitliche Belastungen nach atomaren Ereignissen | 18.05.2022 |
"Radionuclide contamination in terrestrial ecosystems has reached a dangerous level. The major artificial radionuclide present in the environment is cesium (137-Cs and 134-Cs). In humans, animals, and plants cesium ion (Cs+) behaves like potassium ion (K+) and it is localized mainly inside the cells. Pancreas and salivary glands secrete and eliminate Cs in the intestine with the feces and by the kidney with the urine. Ingested radiocesium can cause several pancreatitis and secondary diabetes (type 3c), which are on the rise in the world. Venturi studied the correlation between the geographical map of these diseases and the map of nuclear plant accidents, atomic bomb testing, and radioactive fallout and reported that pancreas is able to absorb in great quantity radioactive cesium causing pancreatitis and cancer with damage of pancreatic islands and diabetes [1-2]. In fact, diabetes mellitus increased in contaminated population, particularly children and adolescents, after Chernobyl and Fukushima [3-4] nuclear incidents. At the same time, worldwide pancreatic diseases, diabetes and environmental radiocesium are also increasing." (Dialog Academia.edu / Takahashi, 2022) Quelle: Venturi, Sebastiano (2020). Correlation between radioactive cesium and the increase of pancreatic cancer: A Hypothesis. Biosfera. 12 (4): 81–90. doi:10.24855/biosfera.v12i4.556. ISSN 1872-3136. ------------ Links: https://www.academia.edu/75606668/DIABETES_PANCREATITIS_ |
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Vertrauen in Experten nach "Fukushima" | Arbeiten und Dialogangebot von Takahashi Makoto | 16.05.2022 |
"The essential questions of radiological protection pertain to how these lines are drawn. Questions regarding who has the authority to draw these lines, where, and on what basis are well recognised by scholars in this field. But those who advise on such issues in Japan today face an additional complication, in that the disaster has dramatically damaged the public’s confidence in experts. My interest lies in how actors interpret and narrate this political situation, and how expert bodies adapt to these conditions by improvising new performances of their credibility. This thesis examines how claims to expert authority are made in conditions of low public trust; focusing on the debates surrounding civilian radiation exposure in Japan. In so doing, it contributes to the disciplines of Political Geography and Science and Technology Studies (STS), as well as scholarship on nuclear politics and the Fukushima Daiichi nuclear power plant disaster, specifically." (Takahashi Makoto / Thesis 2020) ------------- Links: "'Studying up' upon Fukushima" /Dialog, https://www.academia.edu/s/5172f4038f#comment |
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Fotografie-Ausstellung im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main: "Die Natur der Natur. Fukushima Project" | 14. Mai bis 18. September 2022 | 12.05.2022 |
![]() Für seine Fotografien stieg Schoerner auf den Berg und nahm eine Reihe von Landschaftsbildern auf. Davon ließ er Abzüge so großformatig anfertigen, dass wenn die Bonsais der Familie Abe davor aufgestellt und im richtigen Licht fotografiert wurden, die Miniaturkiefern aussahen wie ausgewachsene Bäume. Indem er die Bonsais in konstruierten dioramahaften Umgebungen fotografiert, lässt vermuten, der Künstler würde die Bonsai an ihren Ursprungsort zurückbringen, ihnen ermöglichen, ihr volles Wachstumspotenzial zu erreichen. In diesem visuellen Ereignis vereinen sich unterschiedliche Chronologien: die Herausbildung der Topografie des Azuma- Kofujis über mehrere geologische Epochen hinweg, die zum Teil mehrere Jahrhunderte umspannende Lebensdauer eines Bonsais, die Belichtungszeit einer Fotografie und schließlich das Eigenleben dieses Bildes in der Zukunft. Allerdings ist es angesichts der Auswirkungen des nuklearen Desasters des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi am 11. März 2011 auf die Ökologie der Region unmöglich, diese Werke unabhängig von dieser Katastrophe zu betrachten. Die Besucher der Ausstellung werden unmittelbar mit den zerstörerischen Folgen dieses Ereignisses und den Versuchen der Menschheit, die Natur für ihre eigene Zwecke zu nutzen und zu beherrschen, konfrontiert." Zum Künstler: Norbert Schoerner (*1966) ist ein deutscher Fotograf und Filmemacher, der seit 1989 in seiner Wahlheimat London lebt. Seine professionelle Karriere begann mit Aufträgen für das Magazin The Face in den späten 1980er Jahren. 1992 reiste Norbert Schoerner erstmals nach Japan und kehrt seitdem regelmäßig zurück, manchmal für mehrere Monate am Stück. |
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