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Willkommen auf der Seite der "Textinitiative Fukushima"

Die Seiten der Textinitiative Fukushima werden derzeit von der Japanologie der Goethe-Universität betrieben. Gegenwärtiges Anliegen von TIF ist die zeitgeschichtliche Dokumentation. Das Forum dient nun in erster Linie als Archiv für Informationen zu 3/11 sowie allgemein zur Geschichte des Atomaren. Die Suchfunktion ermöglicht Recherchen zu Stichworten, Inhalten und Akteuren.

Aktuelles

"Die Kirschblüte in Hansaki" - Gedichtübersetzung anlässlich des neunten Jahrestages von 3/11

Die Kirschblüte in Hansaki

Wäre es ein Jahr wie immer
Würde sie die Augen der Menschen erfreuen, sie sanft stimmen
die 300 Jahre alte rosarote Kirsche mit den Hängezweigen
Dieses Jahr fielen ihre Blüten ohne dass jemand sie bewundern konnte 

Inmitten des kleinen Friedhofs oben am Hügel
Spreizen sich ihre Zweige wie ein Schirm und ummanteln den Friedhof
in der untergehenden Sonne strahlt ihre Farbe feenhaft –
rosarote Kirschblüte, die für die Toten blüht 

Vom Hügel aus ist das weite Meer zu sehen
Doch wahrscheinlich sieht man die feenhaften Blüten auch
Vom Ufer, das der Tsunami traf

Für die Toten alleine blühen sie
Blühen auf einem verlassenen Hügel
Der durch den Atomunfall zum Sperrbezirk erklärt wurde 

Kommentar:
Der aus Fukushima stammende Wakamatsu Jôtarô 若松丈太郎 (*1935) wurde nach 2011 als ein "Prophet" der Dreifachkatastrophe vom 11. März wahrgenommen – in mehreren Texten seit Mitte der 1990er Jahre schildert der Dichter, Essayist und Anti-Atomkraft-Aktivist eine atomare Sperrzone in seiner Heimat, stark beeinflusst von einer Reise nach Tschernobyl im April 1994. Wakamatsu erlebte die 3/11 Katastrophe in seiner Heimaststadt Minamisôma, in die er nach kurzzeitiger Flucht noch 2011 zurückkehrte. Seine Gedichte vor und nach 3/11 dokumentieren in einzigartiger Präzision die atomare Zeitgeschichte Japans in der Heisei-Zeit (1989-2019) und ihre Verankerung in Fragen demokratischer Verantwortung.
Das folgende Sonett "Hansaki no sakura" 飯崎の桜 wurde in Buchform 2014 in der Anthologie "Waga daichi yo, aa" publiziert. Der im Sonett erwähnte Kirschbaum ist eine kleine Touristenattraktion in Hansaki, Minamisôma und lag vorübergehend in der designierten Sperrzone um das havarierte AKW Fukushima Daiichi.
Das Sonett wurde für den neunten Jahrestag der Dreifachkatastrophe erstmalig von Christian Chappelow (Japanologie Frankfurt) ins Deutsche übertragen. Eine umfassende Autorenstudie zu Wakamatsu Jôtarô als überarbeitete Dissertation des Übersetzers befindet sich in Vorbereitung.


"Atomkraft und Demokratie" - Sonderausgabe der Asahi Shimbun

Im Februar 2020 publizierte die Asahi Shimbun eine umfassende Sonderausgabe zum Thema "Atomkraft und Demokratie" (原発と民主社会): 

特集は「東日本大震災から9年 教訓を忘れるな 原発と民主社会」です。原発事故の後始末に苦しみながら復興に取り組む福島の現状や、原発に関する課題を取り上げました。

"Das Motto der Sonderausgabe lautet: 'Vergessen wir niemals die Lehren aus dem großen Erdbeben in Ostjapan: Atomkraft und Demokratie.' Sie erörtert die aktuelle Situation Fukushimas, das am Wiederaufbau arbeitet, während es weiter unter den Folgen des Atomunfalls leidet, sowie allgemeine Fragen im Zusammenhang mit der Atomkraft"

Beteiligt an der Sonderausgabe sind unter anderem der deutsche Japanologe und Journalist Andreas Singler sowie der aus Fukushima stammende Schriftsteller Gen'yû Sôkyû.

Link: https://jschool.asahi.com/journalism/13086425


Praktika im "World Friendship Center" in Hiroshima

Das "Hiroshima World Friendship Center" ist eine internationale Begegnungsstätte um das Thema Atom und bietet unter anderem die Möglichkeit, mit "Strahlenopfern" (hibakusha) der Atombombenabwürfe von 1945 in Kontakt zu treten. Für diesen Sommer schreibt das Zentrum in Verbindung mit der "Tanimoto Peace Foundation" Praktika im Zeitraum vom 4. Juli bis zum 1. August 2020 aus - die Gelegenheit dürfte gerade auch für Studierende der Japanologie interessant sein, die zukünftig zu diesem Thema forschen wollen.  

Link: http://wfchiroshima.com/english/2020/03/04/tanimoto-peace-foundation-internship-scholarship/?fbclid=IwAR0GacrPkFnE5RIoWCV6MuXI-3sMYGPblZ5h4J6K0Zk2b8svXdoie-ARKPo


Verschiebung der Sommerspiele 2020? Ministerin Hashimoto Seiko 橋本聖子 denkt über einen Termin im Herbst nach

Laut des IOC Vertrages wäre eine Verschiebung von Olympia 2020 in Japan möglich – eine Reaktion auf die sich auch in Japan verbreitenden Erkrankungen durch den Corona Virus.

„Finden die Olympischen Sommerspiele vielleicht nicht im Sommer statt? Diese Möglichkeit hat zumindest Japans Olympia-Ministerin Seiko Hashimoto ins Spiel gebracht. Sie hält eine Verschiebung der Wettkämpfe für theoretisch möglich. Im Vertrag zur Ausrichtung der Spiele stehe geschrieben, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) nur im Falle, dass die Spiele nicht innerhalb des Jahres 2020 abgehalten werden, das Recht habe, Olympia abzusagen, sagte Hashimoto dem japanischen Fernsehsender NHK: "Das kann man so interpretieren, dass man die Spiele verschieben kann, sofern sie innerhalb des Jahres 2020 stattfinden.“ (Der Spiegel, 3. März 2020)

Die Überlegungen wurden von Olympia-Offiziellen allerdings schnell zurückgewiesen:

„However, the suggestion of a possible change of plan was quickly batted back at a meeting of the International Olympic Committee’s executive board in Switzerland. “We are going to have the games on the 24th of July,” IOC spokesman Mark Adams said at a briefing.“  (Japan Times, 3. März 2020)

Links: https://www.spiegel.de/sport/sommerspiele-im-herbst-a-4b61e980-779e-4213-9e12-619a026a38f8
https://www.japantimes.co.jp/sports/2020/03/03/olympics/2020-games-held-later-year-says-olympic-minister-seiko-hashimoto/#.Xl9MmkoxnSE


Japan’s Nuclear Monitoring & Radiation Protection Team und Olympia 2020

In einem Greenpeace Artikel wird auf einen investigativen Bericht des U.S. network HBO im Rahmen der Sendung ‘Real Sports with Bryant Gumbel ’ hingewiesen.

Aus dem Greenpeace Artikel:

„What does it mean to host the Olympics and Paralympics in the context of an ongoing nuclear disaster, the effects of which are still being felt by tens of thousands of Japanese citizens? What does it tell about the Japanese government and its commitment to respecting the values of transparency and the human rights of its citizens? These are some of the important questions raised by HBO and they warrant careful consideration in the months leading up to this year’s summer games.“

„The decision to host two sporting events in Fukushima city raises genuine and important questions over radiation risks. The route of the Olympic Torch relay in all the municipalities of Fukushima prefecture includes the districts of Iitate, Namie, and Okuma where Greenpeace Japan’s Nuclear Monitoring & Radiation Protection Team has discovered radioactive hotspots, both in the open areas as well as in the remaining radiation exclusion zones, that remain too high even by revised governmental standards. What does all this mean for the hosting of Olympic events, including for athletes and visitors?“ (Shaun Burnie, 5. Februar, 2020)

Link: https://www.greenpeace.org/international/story/28509/fukushima-and-the-2020-olympics/


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