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Willkommen auf der Seite der "Textinitiative Fukushima"

Die Seiten der Textinitiative Fukushima werden derzeit von der Japanologie der Goethe-Universität betrieben. Gegenwärtiges Anliegen von TIF ist die zeitgeschichtliche Dokumentation. Das Forum dient nun in erster Linie als Archiv für Informationen zu 3/11 sowie allgemein zur Geschichte des Atomaren. Die Suchfunktion ermöglicht Recherchen zu Stichworten, Inhalten und Akteuren.

Aktuelles

Das Zentrum fürAtomforschung in München - Heinz Maier-Leibnitz (1911-2000) und die deutsche Kulturgeschichte des Atomaren

"Noch allerdings bedurfte es kaum solcher Rechtfertigung, denn die Atombegeisterung in der Bevölkerung war groß im Oktober 1957, und alle amüsierten sich, als das Festmenü zur Einweihung des kleinen Reaktors vorgestellt wurde:

„'Uranstäbe mit Brezen‘, Weißwürschte, ‚Vorfluterbrühe mit Kerneinlage‘, Leberknödelsuppe und ‚radioaktives Kühlwasser‘ gegen den Durst.“

Auch Heinz Maier-Leibnitz war ein vehementer Befürworter der Atomenergienutzung – der Friedlichen. Er gehörte zu jenen deutschen Atomwissenschaftlern, die als „Göttinger Achtzehn“ schon im April 1957 ein Protestschreiben an Bundeskanzler Adenauer geschickt hatten. Darin hieß es:

„Für ein kleines Land wie die Bundesrepublik glauben wir, dass es sich heute noch am besten schützt und den Weltfrieden noch am ehesten fördert, wenn es ausdrücklich und freiwillig auf den Besitz von Atomwaffen jeder Art verzichtet. Jedenfalls wäre keiner der Unterzeichnenden bereit, sich an der Herstellung, der Erprobung oder dem Einsatz von Atomwaffen in irgendeiner Weise zu beteiligen.“

Mögliche Gefahren durch die friedliche Nutzung der Kernenergie – mehr Krebserkrankungen etwa oder das Problem der Atommüllendlagerung – hielt Maier-Leibnitz für beherrschbar. Selbst nach dem Reaktorunfall in Harrisburg und sogar nach dem GAU in Tschernobyl 1986 blieb er bei seiner grundsätzlich positiven Haltung."

(Deutschlandfunk Kultur; 28.3. 2011)

Links: https://www.deutschlandfunkkultur.de/ein-pionier-der-atomforschung-102.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Maier-Leibnitz
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz-Maier-Leibnitz-Preis
https://www.orden-pourlemerite.de/mitglieder/heinz-maier-leibnitz
https://idw-online.de/en/news849787
https://www.frm2.tum.de/frm2/startseite/
 ; https://www.frm2.tum.de/frm2/ueber-uns/


Nachtrag: Ruiko Muto - Botschaft von Frauen aus Fukushima zum 14. Jahrestag von Fukushima (März 2025)

"Nur wenige Menschen sind tatsächlich zurückgekehrt in die Zone, in der die Evakuierungsanordnung aufgehoben worden ist. Häuser, in die niemand zurückkehrt, werden eins nach dem anderen abgerissen. Auch solche Tore oder Lagerhäuser aus der Edo-Zeit, die als Denkmale geschützt waren, wurden abgerissen. Gleich neben den abgerissenen Denkmälern befindet sich dagegen die Zone, die dekontaminiert wurde, damit sie als „bewohnbar“ gilt. Dort hat man Unterkünfte gebaut, bereitgestellt durch das Budget „für den Wiederaufbau“ der Präfektur Fukushima. In diese Häuser sind Menschen zugezogen, inklusive Kinder, die von außerhalb der Präfektur gekommen waren, da das Wohnen dort mit verschiedenen Begünstigungen verknüpft sind. Laut den Bewohnern kann man hier auch innerhalb der Häuser mit dem Geigerzähler 0,3 μS pro Stunde messen, was 5- bis 10-Mal höher liegt als der Durchschnittswert vor dem Unfall. Hinter den Zäunen, die unweit von Häusern aufgestellt sind, erstreckt sich das Gebiet, in dem die Evakuierungsanordnungen weiterhin bestehen. Ich kann unmöglich behaupten, dass dieses Lebensumfeld sicher wäre."

"Aus dem Entwurf des 7. Strategieplans für Energietechnologie Japans, den die japanische Regierung neuerdings vorgestellt hat, ist die Formulierung „die Abhängigkeit von der Atomenergie verringern“ ganz gestrichen. Stattdessen steht die Rückkehr zur Atomkraft groß auf dem Programm. Ich kann unmöglich nachvollziehen, wie man auf Atomenergie setzen kann, während die Nuklearkatastrophe von Fukushima noch immer andauert und nachdem das große Erdbeben auf der Noto-Halbinsel Japans Anfang 2024 deutlich gezeigt hat, dass es nicht immer möglich ist zu fliehen oder zu Hause in Sicherzeit zu sein, wenn ein gravierender Unfall in einem Atomkraftwerk passieren sollte."

(sayonara nukes berlin de blog)

MUTO Ruiko
Sprecherin der Klägergruppe gegen TEPCO
Repräsentantin des Verbindungsausschusses für Organisationen
der Opfer der Nuklearkatastrophe (HIDANREN)

Links: https://sayonara-nukes-berlin.de/de/2025/03/03/botschaft-von-frauen-aus-fukushima
https://andreas-singler.jimdoweb.com/blog/
 (Bild Muto Ruiko)
https://andreas-singler.jimdoweb.com/blog/anti-atomkraft-bewegung-in-japan/


Kunstinstallation auf dem 19. Japanologentag Frankfurt: "HIROSHIMA"

Kommentierte Kunstinstallation „Hiroshima“ / Dr. Stefan Soltek (Klingspor Museum)
Mi 20. August 17 Uhr / Foyer SKW Gebäude

Hiroshima.
Die Bombe. Ein Junge.
Ein Plakat setzt Zeichen.

Inhalt: Erläuterung am Beginn der Tagung (20.8.2025 - Foyer) von Dr. Stefan Soltek, Leiter des Klingspor Museums für internationale Buch- und Schriftkunst in Offenbach am Main 2002-2021. Zur Tagung des Japanologischen Instituts der Goethe-Universität Frankfurt 2025 soll ein BildZeichen den Eingang des Hörsaals markieren.

Das Plakat Little boy gestaltete Uwe Loesch (international vielfach ausgezeichneter Grafikdesigner und Träger des Gutenbergpreises der Stadt Leipzig) vor nunmehr 30 Jahren. Seine stupende Wirkung lässt das Plakat bis heute als Möglichkeit hervorstechen, visuell das NachDenken über die Tragödie der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki zu unterstützen. Oder gar dieses Nachdenken zugunsten eines Innehaltens überhaupt für den Augenblick auszusetzen. Die weit zurückreichende Tradition, Waffen namentlich zu würdigen, kulminiert in der unglaublichen Verniedlichung des massenhaften Tötens durch die Bezeichnung der Hiroshima Bombe als Little boy. Diese wahrscheinlich vom Namensgeber kaum vorausgeahnte Ungeheuerlichkeit versinnbildlicht das Plakat in Lebensgrösse. 1:1 erscheint ein kleiner Junge. Beschriftet so, wie er es ausstrahlt - weiß auf Schwarz - : als Little boy.

Eine „Dahinstellung“ formuliert Uwe Loesch. Das Plakat entstand 1995 zum 50. Hiroshima-Gedenktag im Auftrag der französischen Friedensbewegung „Mouvement de la Paix“. Seine Präsentation ergänzt eine Lichtbilderfolge der so genannten „Hiroshima Appeals“, Plakate, die der japanische Verband der Grafik Designer (JAGDA) alljährlich in Auftrag gibt. Den unvergessenen Anfang machte 1983 Yusaku Kamekura mit seiner Darstellung brennender Schmetterlinge (verglühender Seelen).

Links: https://www.uni-frankfurt.de/176242259/Generic_176242259.pdf
https://www.uni-frankfurt.de/156223133/19__Deutschsprachiger_Japanologentag_an_der_Goethe_Universität


L'Âge atomiqueLes artistes à l'épreuve de l'histoire - Ausstellung Musée d'Art Moderne de Paris (2024-2025)

"Le Musée d'Art Moderne de Paris propose de revisiter l’histoire de la modernité au XXème siècle à travers l’imaginaire de l’atome. L’exposition invite le public à une exploration des représentations artistiques suscitées par la découverte scientifique de l’atome et de ses applications, en particulier la bombe nucléaire dont les conséquences dévastatrices ont changé le destin de l’humanité. En réunissant près de 250 œuvres (peintures, dessins, photographies, vidéos et installations), ainsi qu’une documentation souvent inédite, l'exposition montre, pour la première fois dans une institution française, les positions très différentes prises par les artistes face aux avancées scientifiques et aux controverses qu’elles suscitent. Traitant d'un sujet plus que jamais d’actualité, elle s'inscrit dans la volonté du musée de faire écho, dans sa programmation, aux préoccupations culturelles et sociétales contemporaines."

Links: https://www.mam.paris.fr/fr/expositions/exposition-lage-atomique
https://www.mam.paris.fr/fr/expositions/exposition-lage-atomique
https://soundcloud.com/paris-musees/sets/mam-parcours-litteraire


Botanische Zeugen: Die Aogiri-Bäume (Sonnenschirm- oder Phönixbäume/ hibaku aogiri) von Hiroshima

"Obwohl die Bäume wie viele andere in Hiroshima tot erschienen, zeigten einige von ihnen im Frühling des folgenden Jahres neue Blätter und Knospen. Ähnliches wurde auch bei anderen Bäumen in Hiroshima beobachtet, beispielsweise bei Ginkgo- und Aprikosenbäumen, von denen einige auch näher am Hypozentrum standen. Trotzdem wurden gerade diese Sonnenschirmbäume zu einem Symbol des Überlebens und des Wiederauferstehens der nahezu völlig zerstörten Stadt und der Hoffnung für die Überlebenden."

"Im Jahr 1973 wurden die überlebenden Sonnenschirmbäume in den Park des Friedensmuseums Hiroshima umgesetzt, wo sie trotz nach wie vor erkennbarer Verbrennungsspuren weiterhin wachsen und blühen. Ableger wachsen heute im Schulhof jeder Grundschule Hiroshimas. Samen wurden darüber hinaus auch an viele Menschen in Japan und anderen Ländern weitergegeben, so dass Nachkommen dieser Bäume weltweit zu finden sind."

Links: https://de.wikipedia.org/wiki/Phönixbaum
https://ja.wikipedia.org/wiki/被爆アオギ


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